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Das Zweigmuseum Seefeld
des
Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst München zeigt:
"Ton-Künstler. Meisterwerke altägyptischer Keramik aus
fünf Jahrtausenden"
ab 1. April 2007
Lehm und Ton bilden den ältesten Werkstoff der Menschheit, in dem
sich die frühesten Zeugnisse der Zivilisation im ägyptischen
Niltal bereits im 6. Jahrtausend v. Chr. fassen lassen. Und auch in der
mehr als 3000-jährigen Geschichte der ägyptischen Hochkultur
blieb dieses Material stets von großer Bedeutung - nicht nur in
der Herstellung von Gefäßen und Plastiken, sondern auch als
Grundstoff der Wohnarchitektur sowie in der Luxusversion als Fayence in
der Kleinkunst.
In ihrem Zweigmuseum im Schloß
Seefeld präsentiert das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst
München die derzeit weltweit umfassendste Ausstellung zu Thema "Altägyptische
Keramik". Am Beispiel des Materials Ton wird eine Kulturgeschichte
Ägyptens gezeigt, die nahezu alle Lebensbereiche anspricht. Gezeigt
werden rund 600 Objekte, die nach zwei Gesichtspunkten ausgewählt
wurden.
Als Grundlage dient ein chronologischer
Überblick über die Entwicklung der Keramik in Ägypten.
Dies beginnt in der Vorgeschichte - wo sie die wichtigste Objektgruppe
stellt - und wird fortgeführt mit den typischen Formen der dynastischen
Zeit des Alten, Mittleren und Neuen Reiches. Diese Linie endet in der
Spätzeit, als die Keramik, bedingt durch eine immer größere
Zuwanderung von Ausländern, allmählich ihre spezifisch ägyptische
Eigenart verliert und in Typen aufgeht, wie sie im Gefolge der hellenistischen
Kultur im gesamten Mittelmeerraum zu finden sind. Erst die frühchristliche
Zeit hat mit ihren prachtvoll bemalten Gefäßen wieder die Eigenständigkeit
des Niltals bis weit hinunter in den Sudan betont.
In die chronologische Führungslinie
eingeklinkt ist die thematische mit den Schwerpunkten von Alltagsleben
und Jenseitsglauben, Schrift, Kult und Architektur. Der funktionale Zusammenhang
von Keramik wird mit Gefäßen und Objekten aus dem Haushalt
- Backen und Brauen, Kochen und Vorratshaltung, Spinnen und Fischfang
- gezeigt. Den Jenseitsglauben veranschaulichen Uschebtis und Kanopen,
Totenschmuck und Amulette, die Bestattungssitten verschiedene Sargtypen
sowie die Rekonstruktion eines spätvorgeschichtlichen Grabes aus
dem Ostdelta.Die ersten Schriftzeichen finden sich auf Tongefäßen,
später dienten Tonscherben als billiges Schreibmaterial. Sistrum
und Menit sowie bestimmte Gefäßtypen verweisen auf die Bedeutung
von Keramik und Fayence im täglichen Vollzug der Rituale. Auch bei
magischen Praktiken wie der Feindvernichtung spielten Objekte aus Ton
eine wichtige Rolle. Der Bereich der Architektur schließlich ist
mit Hausmodellen und Grundsteinbeigaben, der Wandverkleidung eines königlichen
Palastes und der der unterirdischen Räumen der Stufenpyramide in
Sakkara vertreten.
So kann der Besucher bei seinem
Gang durch die Ausstellung nicht nur einen Überblick über 5000
Jahre Keramikentwicklung bekommen, sondern auch Einblicke in die verschiedensten
Bereiche der faszinierenden altägyptischen Kultur gewinnen.
Die Highlights:
- Weingefäß in Gestalt
des Gottes Bes (Plakatmotiv)
- Schiffsmodell aus dem 4. Jtsd. v. Chr.
- rekonstruiertes Grab der Vorgeschichte
- Gefäße aus den Palästen von Malqata und Amarna
- Wandverkleidung eines königlichen Palastes
- die ältesten bekannten Ächtungsfigürchen
Die Ausstellung läuft
zunächst bis Ende November und wird in den Wintermonaten jeweils
an den Wochenenden geöffnet sein.
Zur Ausstellung erscheint eine
Begleitbroschüre, für Lehrer und Schüler gibt es ein Informationsheft.
Kinder können sich den "archäologischen Rucksack"
mit neuen Aufgaben quer durch die Ausstellung ausleihen.
Die Bildmotive stehen für die aktuelle Berichterstattung über
die neue Sonderausstellung "Ton-Künstler. Meisterwerke altägyptischer
Keramik aus fünf Jahrtausenden" im Zweigmuseum Schloss Seefeld
honorarfrei zur Verfügung. Jede weitere Nutzung bedarf der Genehmigung.
© Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München
Fotos: Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München
Die Bilder sind als JPEG's
abrufbar und öffnen
sich in einem neuen Fenster.
Der Presse-Text zum Download (als Word-Dokument):
- "Ton-Künstler.
Meisterwerke altägyptischer Keramik aus fünf Jahrtausenden"
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Gefäß
in Gestalt des Gottes Bes
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Bes, aus dem Inneren Afrikas stammend, war eine überaus populäre
Schutzgottheit und wachte über Zeugung und Schwangerschaft, Geburt
und Wochenbett sowie über die Gesundheit von Mutter und Kind.
Tanzend und Tamburin schlagend gehörte er zum Gefolge der Himmelsgöttin
Hathor, die auch die Göttin der Schönheit und Liebe war
und der zu Ehren große Feste gefeiert wurden, bei denen Wein
eine wichtige Rolle spielte. Daher konnten großformatige Weingefäße
die Gestalt des Gottes Bes annehmen der gedrungene Zwergenkörper
entspricht dem Gefäßkörper, die Bemalung zeigt das
fratzenhafte Gesicht, das Unheil abwehren sollte.
Von
den wenigen vollständig erhaltenen Bes-Gefäßen ist
das Münchner das größte seiner Art.
Ton, bemalt
H. 62,5 cm
Neues Reich, 18.
Dynastie, 1360-1320 v. Chr.
ÄS
7145
© Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München
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Schiffsmodell
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Der Nil war der wichtigste Verkehrsweg in Ägypten, Schiffe und
Boote die wichtigsten Transportmittel und daher seit der Vorgeschichte
auch Statussymbole. So waren Modelle von Schiffen, zunächst aus
Ton, später aus Holz, immer wichtiger Bestandteil der Grabbeigaben
oder werden in den Malereien und Reliefs der Grabwände abgebildet.
Dieses Schiff ist schwer
beladen: Hinter der nach vorn offenen Kajüte steht ein großer
Schrein oder Sarg, der am hinteren Ende von den kleinen Figuren
eines Faken und eines Löen verziert ist. Es handelt sich also
um ein Totenschiff, das den Verstorbenen ins Jenseits geleiten soll.
Ton, bemalt
L. 35,5 cm
Vorgeschichte, Negade II, um 3300 v. Chr.
ÄS 7182
© Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München
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Rekonstruktion
eines Grabes
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In den Jahren 1977-1989 führte das Ägyptische Museum München
eine Grabung im Ostdelta durch, in deren Verlauf ein Friedhof mit
rund 400 Gräbern aus der Zeit von ca. 3300-2900 freigelegt wurde,
also aus der späten Vorgeschichte bis in die frühdynastische
Zeit. In zwei Fundteilungen erhielt das Museum von der Ägyptischen
Altertümerverwaltung rund 600 Objekte Gefäße
aus Ton und Stein, Schminkpaletten, Feuersteingeräte, Waffen
und Schmuck. Die Rekonstruktion zeigt ein Grab mit zahlreichen Beigaben,
charakteristisch sind die großen Vorratsgefäße in
der Ecke.
Keramik, Kalzit, Granit,
Karneol
Reichseinigungszeit, um 3000 v. Chr.
© Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München |
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Sitzfigur
einer Frau
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Dem formalen Typ der klassischen Sitzfigur entsprechend, ist diese
kleine Figur in ihren unbeholfenen Proportionen ein typisches Produkt
der Ersten Zwischenzeit: In der Zeit zwischen 2200 und 2040 war der
Zentralstaat von Ober- und Unterägypten in viele kleine Gaufürstentümer
zersplittert. Ein schwaches Königshaus und Hungersnöte infolge
zu niedriger Nilüberschwemmungen führten zu sozialen Unruhen,
und so verfiel auch die Kunst in dieser Epoche. Bescheidene kleine
Figuren ersetzten die großformatigen Steinskulpturen. Und dennoch
hat diese Figur einer Frau namens Cheti einen unmittelbaren Charme.
Ton, bemalt
H. 21,8 cm
Aus Assiut (Mittelägypten)
Erste Zwischenzeit, um 2100 v. Chr.
ÄS 7092
© Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München
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Beschriftetes
Gefäß
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Einzigartig ist dieses kleine Gefäß mit einer langen Inschrift
in hieratischer Schrift, einer Kursive. Er enthält den Brief
eines Mannes namens Hetep an seine Frau Ipuresti, die ihn ganz offensichtlich
der Untreue beschuldigt hatte. Er versichert ihre seine Treue und
sendet ihr zur Beschwichtigung dieses Gefäß, gefüllt
mit Rosinen sowie Gerste und Zwiebeln.
Ton, bemalt
H. 16 cm
Neues Reich, 18. Dynastie, 1450-1400 v. Chr.
ÄS 4313
© Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München
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Sistrum
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Als Rasselinstrument wird das Sistrum vor allem im Kult weiblicher
Gottheiten verwendet, zu deren Kultsymbol es werden kann. Besonders
eng ist der Bezug zur Göttin Hathor, deren Gesicht mit Kuhohren
und Volutenfrisur das Sistrum ziert. Sein Rasseln soll das Geräusch
des Papyrusdickichts nachahmen, aus dem die Himmelsgöttin ihrer
Gestalt als Kuh hervortritt.
Fayence
H. 36,4 cm
Spätzeit, 26. Dynastie, um 600 v. Chr.
ÄS 1689
© Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München
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Falke
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Ägyptische Götter können in Gestalt eines Menschen,
eines Tieres oder eines Mischwesens aus Mensch mit Tierkopf erscheinen,
je nachdem, welcher Aspekt ihres Wesens ausgedrückt werden soll.
Himmelsgottheiten treten häufig in Gestalt eine Vogels auf, doch
ohne Inschrift lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, welche
Gottheit hier dargestellt ist: Es könnte sowohl der Gott Horus
oder der Sonnengott Re-Harachte dargestellt sein.
Fayence
H. 7,5 cm
Spätzeit, 600-400 v. Chr.
ÄS 536
© Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München
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